Prävention und Inklusion im Fokus der pädagogischen Fachberatung
Der Kreistag des Main-Tauber-Kreises hat im vergangenen Jahr den Beschluss gefasst, eine pädagogische Fachberatung beim Jugendamt zu etablieren. Mit Judith Teller, die den nördlichen Teil des Kreises betreut, und Sandra Lange, die künftig für die südliche Region zuständig ist, ist die Fachberatungsstelle für Kindertagesstätten im Main-Tauber-Kreis nun vollständig besetzt.
„Wir freuen uns, dass wir diese Position mit zwei erfahrenen und vernetzten Ansprechpartnerinnen aus der Region besetzen konnten. Die Fachberatung für Kindertagesstätten wird künftig nicht nur als Schnittstelle zwischen den einzelnen Einrichtungen, den Trägern, dem Landkreis und dem Kommunalverband für Jugend und Soziales dienen, sondern sie wird einheitliche Fortbildungskonzepte entwickeln und Prozesse der Qualitätssicherung anschieben, beispielsweise bei den Themen Inklusion und Schutzkonzept“, betont Landrat Christoph Schauder.
Zudem informiert die pädagogische Fachberatung die Kitas aus dem Landkreis über Fördermittel und -programme. „Mit der aktuellen Netzwerkarbeit und der Analyse des Ist-Zustands möchten wir das Fundament für ein Konzept legen, das landkreisweit einen nachhaltigen Mehrwert bietet“, ergänzt Sozialdezernentin Elisabeth Krug.
Kitas im Landkreis: Zwischen Fachkräftemangel und Entwicklungsdefiziten
„Die Rahmen- und Prozessbedingungen in den Kitas werden zunehmend herausfordernder. Der Fachkräftemangel in den Kindertagesstätten ist kein neues Thema, aber es ist eines, das zunehmend an Fahrt gewinnt und längst im Alltag der Einrichtungen angekommen ist. Ich sehe meine Aufgabe als Möglichkeit, um gemeinsam mit den Trägern und Einrichtungen an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Mit den passenden Strukturen und Maßnahmen können wir meines Erachtens diesem Trend langfristig entgegenwirken“, erklärt Judith Teller, die im Januar 2024 die Stelle übernommen hat.
Chance und Herausforderung zugleich ist dabei die Digitalisierung. „Sie bietet viele Möglichkeiten, den Arbeitsalltag in den Kitas zu erleichtern, beispielsweise bei der Kommunikation mit den Eltern. Digitalisierung kann ein wichtiges Puzzleteil sein, um Kita-Leitungen langfristig zu entlasten und ihnen somit mehr Zeit für ihre Kernaufgaben zu schaffen“, sagt Sandra Lange, als pädagogische Fachberaterin seit dem 1. April an Bord.
Gleichzeitig dürfe man das Gefahrenpotential der neuen Medien nicht unterschätzen. „Bei Kindern ist ein bewusster Umgang mit den neuen Medien wie auch Internet und Fernsehen elementar wichtig. Die Auswirkungen sind nicht direkt sichtbar, aber erheblich. Der übermäßige Konsum kann einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Heranwachsenden nehmen“, betont Fachberaterin Lange. Am Donnerstag, 14. November, plant die Fachberatung für Kindertagesstätten einen „Fachtag Medien“, um diese Potentiale und Risiken aufzuzeigen.
„Aktuell beobachten wir im Main-Tauber-Kreis bei rund ein Drittel der Kinder Entwicklungsdefizite, bei Einschulungsuntersuchungen etwa ist jedes vierte Kind in unterschiedlichen Sprachentwicklungsthemen förderbedürftig. Häufig wird mit den Kindern weniger gesprochen, an die Stelle der Konversation und der gemeinsamen Familienzeit tritt der Medienkonsum“, erklärt Judith Teller. In den Kitas wird versucht, mit verschiedenen Sprachprogrammen der Thematik zu begegnen. Auch die Themen Bindungssicherheit und sozial-emotionale Entwicklung beschäftigen die Kindertagesstätten im Main-Tauber-Kreis. „Kinder mit Entwicklungsdefiziten können sich nur kurz oder gar nicht konzentrieren, zeigen Unruhe und aggressives Verhalten oder halten ihre Frustration nicht aus. Diese Verhaltensweisen stellt die Fachkräfte in den Kitas zunehmend vor Herausforderungen. Als pädagogische Fachberatung wollen wir unterstützen mit Fortbildungen und bei Bedarf gerne auch im direkten Kontakt mit den Leitungen in den bereits bestehenden Qualitätszirkeln der Fachkräfte.“